Handel der Zukunft: 6 Trends, die Sie kennen sollten

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Im Jahr 2021 wuchs der Umsatz im Onlinehandel in Deutschland, so KPMG, um stattliche 23 % gegenüber dem Vorjahr, was 13,6 Milliarden Euro ausmacht. Den Großteil des Umsatzanstiegs verzeichneten primär die Branchen Elektro, mit einem Plus von 3,5 Milliarden Euro, sowie die Fast Moving Consumer Goods FMCG, mit 2,3 Milliarden Euro. Dabei sind die Deutschen noch nicht mal in allen Lebensbereichen wieder zum Konsumverhalten wie vor der Pandemie zurückgekehrt.

Im Online-Monitor 2022 vom Handelsverband Deutschland HDE e.V. lagen die privaten Konsumausgaben für den Freizeitbereich, die Bereiche Bekleidung und Schuhe sowie bei den Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen 2021 noch unter den Werten von 2019. Es ist also noch Luft nach oben, was für Online-Händler bedeutet, sie müssen in der Zukunft noch stärker auf die aktuellen Trends setzen, um für weiteres Wachstum zu sorgen.

So sieht die Zukunft im Handel aus

Um zukünftig zu wachsen, setzen Unternehmen auf diese Schwerpunkte:

  • Kundenbindungen stärken mit Cross-/Up-Selling
  • Neue Kunden gewinnen mit besseren Produkten und Services
  • Standardisierung, Automatisierung und Digitalisierung
  • Geschäftsaktivitäten auf neue Märkte ausdehnen

Um diese Schwerpunkte werden sich Online-Händler mit strategischen Entscheidungen kümmern müssen, wenn sie die künftigen Erwartungen ans Unternehmenswachstum erreichen wollen. Die zentralen Erfolgsfaktoren sind dabei stark abhängig von dynamischen Marktbedingungen und Kunden, die hohe Erwartungen an ihr zukünftiges Einkaufserlebnis stellen. Wachstum ist die zentrale Aufgabe von Unternehmen, um ihre Rentabilität zu verbessern.

Die Zeichen für den deutschen Handel stehen auf weiteres Wachstum, selbst in Bereichen, bei denen es bereits 2021 deutliche Zuwächse gegenüber den Vorjahren gab. Der Zenit der Pandemie ist überschritten und trotz Preissteigerungen blickt die Handelsbranche, insbesondere der Online-Handel, positiv in die Zukunft. Die Treiber sind die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit sowie ein verstärkter Regionalismus. Der grenzüberschreitende Handel bringt aber zusätzliche Herausforderungen entlang fragiler Lieferketten mit sich.

Auch in den nächsten Jahren bleiben die Kundenpräferenzen branchenspezifisch und laut der Befragung Trends im Handel 2025 von KPMG halten die Befragten bei den Online-Einkäufen hierzulande Wachstumsraten von 4 bis 9 Prozent für möglich. Weiterhin gaben die Studienteilnehmer an, dass sie in allen untersuchten Branchen den stationären Handel als wichtigen Faktor sehen. Online sehen sie vorrangig den Bereich der digitalen Serviceangebote als Wachstumstreiber.

1. Der Handel braucht digitale Lösungskonzepte

Digitale Serviceangebote sind vorwiegend bei Männern und jüngeren Konsumenten unter 40 Jahren aus einkommensstarken Haushalten gefragt. Sie legen am meisten Wert auf Möglichkeiten, wie die späte Abholung von Online-Reservierungen im Laden oder andere branchenübergreifende Services. Dagegen zeigen sich die Befragten zum Thema Online-Einkäufe von Lebensmitteln am wenigsten überzeugt.

Das belegt auch der Online-Monitor 2022, der zeigt, dass der Online-Anteil von Food am Umsatzvolumen des gesamten deutschen Einzelhandels 2021 auf 2,7 Mrd. Euro gegenüber 2,0 im Jahr 2020 und 1,4 Mrd. Euro im Jahr 2019 anstieg.

Allerdings ist im gleichen Zeitraum das Gesamtvolumen von 15,7 Mrd. Euro (2019) und 18,4 Mrd. Euro (2020) auf 21,1 Mrd. Euro (2021) gestiegen. Der Anteil für Online-Einkäufe von Lebensmitteln und Getränken ist also vergleichsweise gering ausgefallen oder hat sich deutlich verlangsamt.

Auch in Zukunft werden die einzelnen Branchenkonjunkturen stark variieren, dabei müssen die Zahlen stets auch im Verhältnis zum bereits hohen Onlinevolumen der Branchen gesehen werden.

Die sechs Hauptbranchen im Online-Handel sind:

  1. Lebensmittel und Getränke
  2. Textilien und Schuhe
  3. Drogerie- und Parfümerieartikel
  4. Baumarktartikel
  5. Elektrogeräte
  6. Möbel/Einrichtung/Dekoration

Digitale Lösungskonzepte sorgen für den Wandel im Handel, denn es geht in eine digitale Konsumwelt. Zuweilen fehlt es noch an dem Bewusstsein der Notwendigkeit einer digitalen Transformation, vor allem aber an der Notwendigkeit dieser Transformation, um den Ansatz der Kundenzentralität zu verfolgen.

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2. Omnichannel wird unerlässlich

Omnichannel-Szenarien haben für die Zielgruppen unterschiedliche Relevanz. Auch zeigen sich in den gewünschten Leistungen Unterschiede. Bei der KPMG-Studie zu den Trends im Handel 2025 zeichnet sich ab, dass die Lebensmittelbranche am wenigsten für Omnichannel-Lösungen geeignet ist. Wohl aber die Textilbranche, der Drogeriesektor sowie der Baumarktbereich, und da vor allem die Option, sich im Laden per Smartphone über Produkte zu informieren, um diese dann online zu bestellen (oder andersherum).

 

In der Elektrobranche wünschen sich die Mehrheit der Verbraucher mit 61 % die Möglichkeit, das Angebot online präsentiert zu bekommen, um es anschließend vor Ort im Ladengeschäft kaufen zu können. Auch zeigt sich in dieser Branche das größte Interesse an Omnichannel-Services, wie die Buchung des Anschlusses von Elektrogeräten. Nach der Elektrobranche finden sich beim Möbelkauf ähnlich hohe Ergebnisse und Erwartungen der Verbraucher laut der Studie.

 

Wer an den Omnichannel-Services interessiert ist, legt besonderen Wert auf kostenlose Bezahlsysteme, denn diese erhöhen den Komfort beim Einkaufen und das entspricht den Kundenbedürfnissen der Gegenwart. Bei rund einem Drittel der Befragten soll dies über das Smartphone geschehen, und dort am besten in Kombination mit einem Bonusprogramm. Aufgrund dieser und anderer Szenarien werden sich die digitalen Services und kundenorientierte Omnichannel-Angebote in naher Zukunft deutlich erhöhen.

 

Im Fokus des Online-Handels steht dabei die Zielgruppe der bis 40-Jährigen mit mittlerem oder hohem Einkommen, denn sie sind der Treiber für die Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte sowie kundenzentrierter Serviceangebot über mehrere Kommunikationskanäle hinweg. Der kundengerechte Ausbau ist daher zwingend notwendig und von zunehmender Relevanz, um die Kunden und ihre gesteigerten Ansprüche in den Fokus zu rücken.

3. Der stationäre Einzelhandel muss neu gedacht werden

Die zunehmenden Umsätze im deutschen Einzelhandel zeigen sich primär im Großhandel, der Herstellung und bei Dienstleistungen. Nimmt man den Online-Handel aus den Umsatzzahlen heraus, dann bleibt für den stationären Nonfood-Handel nur noch ein Umsatzwachstum von ca. 1,7 Milliarden Euro pro Jahr für die Zeit von 2010 bis 2019, so das Portal OnetoOne.

 

Dort sind vier mögliche Handelsszenarien vermerkt, die sich mit vitalen Innenstädten, dem stationären sowie dem Online-Handel auseinandersetzen.

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Innenstädte geraten zunehmend unter Druck, denn die teuren Mieten sind für viele Ladenbesitzer nicht mehr bezahlbar. Es fehlt zudem an Personal und die Attraktivität an vielen Standorten lässt zu wünschen übrig. Auch die IHK Bodensee – Oberschwaben sieht Nachholbedarf bei der Gestaltung der Innenstädte von morgen. Diese müssen multifunktional, resilient und kooperativ sein. Stationärer Handel hat überdies häufig zu spät auf das Wachstum des Online-Handels reagiert und dazu beigetragen, dass sich die Betriebsform des stationären Fachhandels in den letzten 20 Jahren halbiert hat.

Mit Angeboten wie Click & Collect sowie den Möglichkeiten zum Preisvergleich vor Ort kann der stationäre Handel wieder gestärkt werden. Mit Omnichannel-Retailing lassen sich der stationäre und der Online-Handel erfolgreich verzahnen und mit Same Day Delivery oder kostenlosem WLAN in Geschäften für höhere Attraktivität bei der Zielgruppe sorgen. Im Digital Office Index 2022 vom Bitkom e.V. gaben fast 2/3 (63 %) der Befragten an, dass Einzelhändler den Einkauf vor Ort durch digitale Technologien spannender und komfortabler gestalten sollten.

Die Bundesregierung versucht mit der Innenstadtstrategie die Innenstädte für die Zukunft besser aufzustellen und stärkt damit zusätzlich dem stationären Handel den Rücken.

“Der innerstädtische Handel verzeichnet zurückgehende Umsatzrenditen und verliert Umsatzanteile an den Onlinehandel. An einzelnen Standorten wurden bereits Kaufhäuser geschlossen.“

Quelle: bmi.bund.de

4. Zunehmende Individualisierung: Abo Commerce & Curated Shopping

Lieferungen in bestimmten Zeitintervallen gehören zum Abo Commerce. Curated Shopping hingegen ist ein Vertriebsmodell, das speziell in der Bekleidungsbranche zum Einsatz kommt. Dort wird der elektronische Handel durch persönliche Dienstleistungen ergänzt. Die beiden Konzepte sind Belege für den Wandel des Handels zu mehr Individualität und Nachhaltigkeit. Beides wichtige Handelstrends in den nächsten Jahren.

Auch hier stehen verstärkt die Kundenwünsche im Fokus, auf die der Handel mit passenden Konzepten reagieren muss. Die permanente Auseinandersetzung mit seinen Kunden gibt Auskunft darüber, wie diese ihr Leben in Zukunft gestalten möchten und schlussendlich auch darüber, wie sie konsumieren wollen. Das gekaufte Produkt muss sich stärker auf das Individuum anpassen und ein Differenzierungsmerkmal darstellen. Das kann über eine personalisierte Verkaufsverpackung erfolgen oder die Made-to-Measure-Anpassung in der Modebranche, bei der die Kleidung genau auf die Maße des Kunden angepasst wird.

Dass man auch Kleidung abonnieren kann, haben schon zahlreiche Jungunternehmern bewiesen. Aber Abo Commerce kann noch mehr, denn das E-Commerce-Vertriebsmodell liefert ganz automatisch ohne erneute aktive Bestellauslösung das gewünschte Produkt in festgelegten Intervallen zum Kunden. Als Mitglied im Abo-Commerce erhalten Kunden darüber hinaus Zugang zu speziellen Produkten und Angeboten, mit Subscription Business, so wird das Abo Commerce auch bezeichnet,

5. Nachfrage nach Big Data & Cloud Services steigt

Die steigende Datenkomplexität lässt neue Geschäftschancen entstehen und Big Data macht diese Chancen effektiv nutzbar. Als Wertschöpfungsmethode werden Plattformen und einheitliche Standards den Verkauf und die Nutzung verschiedener Datensätze und Datenstreams ermöglichen. Das führt auch zur vermehrten Nutzung von Cloud Services, beispielsweise für die Analysen der großen Datenmengen oder der Anbindung eines ERP-Systems, wie das von reybex, in die Cloud.

Mit weiterführenden Analysen gewinnen Unternehmen aus Big Data Informationen, die bestimmte Muster enthalten oder relevante Unterscheidungsmerkmale der Kundenbedürfnisse. Die Kundensegmentierung fasst beispielsweise Webseitenbesucher zu Gruppen zusammen, hinzu kommen Informationen zu Kampagnenkontakten in den Customer Journeys oder die Anzahl der aufgerufenen Artikelseiten.

Mit Cloud-Lösungen können Online-Händler auf Wachstum setzen, denn sie sind skalierbar und flexibel. Die kosteneffiziente Lösung ist nicht nur für Start-ups gedacht, sondern eignet sich auch für bereits etablierte Online-Händler. Unternehmen können so nicht nur passiv zusehen, wie Trends entstehen und ohne Analysen wahrscheinlich an ihnen vorbeiziehen, sondern aktiv in die Vorbereitungen gehen und entsprechende Optionen ausloten, welche Trends für neue Geschäftsmodelle geeignet sind und welche sich weniger für das Unternehmenswachstum verwenden lassen.

6. Entwicklung integrativer Supply-Chain-Lösungen

Lieferketten sind fragil wie nie zuvor und die Auswirkungen für ganze Branchen, Industrien und sogar Regierungen bisher unvorstellbar gewesen. Doch nun zeigt sich, fehlt es an einer nahtlosen und transparenten Versorgung von Gütern, kommen Wirtschaftsmächte schnell an ihre Grenzen und es kommt zu gefährlichen Hamsterkäufen, leeren Regalen, langen Wartezeiten oder Bestellstornierungen. Letzteres geschieht gerade vermehrt im Hausbau, denn Grundstücksbesitzer stornieren bereits bestellte Fertighäuser wegen zu langer Lieferzeiten und Materialmangel.

Das kostet die Branche Unsummen und zieht weitere Kreise nach sich. Im Online-Handel ist es nicht anders, denn nur was der Händler auf Lager hat, kann er liefern. Wartezeiten sind bei anspruchsvollen Kunden der digitalen Welt mehr als unbeliebt und sie strafen dies in der Regel mit dem Wechsel zu einem anderen Händler ab. Diese Kunden zurückzugewinnen, ist, wenn überhaupt möglich, sehr kostenintensiv.

Integrated Supply Chain Solutions unterstützen eine lückenlose Transparenz in bestehenden und neuen Lieferketten. Effizientere Lieferkettenprozesse sind einer der Bausteine für eine bessere und schnellere Durchlaufzeit. Aber um eine integrative Lieferkette aufzubauen, braucht es intelligente Software, leistungsstarke ERP-Systeme sowie kompetente Partner.

Die engere Abstimmung mit allen an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen gehört zu den Top-Trends im Handel und schließt die Integration neuer Technologien ein. Agile Lieferketten und neueste digitale Technologien sorgen dafür, dass die Auswirkungen von Lieferverzögerungen, Engpässen oder fehlendem Material abgemildert werden, denn sie lassen sich frühzeitig erkennen und darauf reagieren.

Die Lieferketten der Zukunft müssen reibungslos funktionieren und die Prozesse optimal abgestimmt sein, wenn die Digitalisierung die Vertriebskanäle noch weiter zusammenwachsen lässt.

Fazit

Auch in den kommenden Jahren ist der stationäre Handel gefragt, denn er muss in fast allen Branchen die wichtigste Anlaufstelle für die Kunden werden. Die Ansprüche der Kunden steigen und die Kauferwartungen führen zur Entstehung neuer Services entlang der gesamten Customer Journey.

Im Online-Handel zeigen sich in den Top-Branchen hohe Zuwächse, die offenbar noch nicht ihren Zenit erreicht haben. Die gut verdienenden Zielgruppen bis 40 Jahre verfügen über finanzielle Mittel, um sich aktiv am Konsum zu beteiligen, legen aber Wert auf Individualisierung, einer nahtlosen Kombination aus stationärem und Online-Handel und wünschen sich zukünftig weitere Dienstleistungen, die ihren Komfort und das Einkaufserlebnis steigern.

Nahtlose Lieferketten, spezifische Kundenanforderungen, integrierte Omni-Business-Modelle und eine multiple Marketing- und Kanalstrategie gehören zu den Pflichtaufgaben des Handels. Daher gilt für alle Branchen, qualitativ hochwertige Produkte und serviceorientierte Dienstleistungen miteinander zu verknüpfen und weiter auszubauen. Nur so lassen sich die überdurchschnittlich hohen Erwartungen der Kunden auch in Zukunft erfolgreich erfüllen.