Wie Onlinehändler 2023 trotz Krise profitieren

Wie Onlinehändler trotz Krise profitieren

Geschäftsmodelle für den E-Commerce unterliegen im aktuellen Jahr besonderen Herausforderungen. Beispielhaft lassen sich hier die Inflation, eine drohende Rezession und Zinserhöhungen genauso wie turbulente Zeiten an den Finanzmärkten anführen. Krisenfeste Strategien sind notwendiger als jemals zuvor, wenn Onlinehändler die Entwicklungen nicht nur unbeschadet überstehen, sondern auch vom Wachstum profitieren wollen. Dass trotz Krise sogar Wachstum möglich ist, belegen die Zahlen des HDE Online Monitors 2022. Dort ist angegeben, dass das Umsatzwachstum des Online-Handels 2022 gegenüber dem Vorjahr um 12,4 % gestiegen ist.

  • Trotz hoher Verbraucherpreise profitieren einige Branchen von der Krise
  • Skalierungsvorteile zeigen sich vorrangig im Einkauf und in der Logistik
  • Textilbranche wächst rasant und entdeckt im Metaverse neue Zielgruppen
  • Tipps: intelligente Preisstrategien, differenzierte Angebote, exzellenter Kundenservice

Was sind die Herausforderungen 2023?

Sicherlich ist eine der größten Herausforderungen für Onlinehändler, zu verstehen, dass trotz steigender Preise Verbraucher am Konsum interessiert sind. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein saisonales Phänomen, was über die Feiertage und danach festzustellen war. Vielmehr scheint die Konsumlaune auch jetzt zu Beginn des Jahres ungebrochen zu sein.

Und das, obwohl diese Zeit eigentlich geprägt ist von Sparsamkeit nach den meist höheren Ausgaben über den Jahreswechsel und anstehenden jährlichen Zahlungen wie Versicherungen oder Jahresabos.

„Egal wie schlecht es läuft im E-Commerce – im stationären Handel läuft es schlechter.“ Alexander Graf, E-Commerce-Experte und Co-CEO Spryker, – Quelle.

Privater Konsum trotz Inflation hoch

Die Bundesregierung hat bekannt gegeben, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 um 1,9 Prozent gewachsen ist, obwohl wir eine ausgewachsene Energiekrise und massive Lieferkettenprobleme haben. Auch die Entlastungsmaßnahmen haben geholfen, dass der private Konsum unerwartet hoch ist. Die Mobilisierung großer Geldmengen hat die Wirtschaft gestützt und so Verbraucher entlastet.

Menschen holen derzeit das nach, was während der Pandemie nicht möglich war, und zwar Dinge wie Urlaub, Kultur, Feiern, Anschaffungen und Restaurantbesuche. Ebenso drückte die Dezember-Soforthilfe die Inflationsrate laut Bundesregierung spürbar nach unten auf nur noch 8,6 %, was einer Reduzierung von 1,4 Prozentpunkten entspricht.

Auch die Zeit online berichtet über ein möglicherweise positives Jahr 2023, in dem der befürchtete Absturz ausbleiben könnte. Der WDR berichtet über eine hohe Nachfrage bei Urlaubsbuchungen, die der Deutsche Reiseverband DRV mit der Überschrift „Deutschen im Reisefieber“ kommentiert.

„Der Drang, im Urlaub Neues zu erleben und den heimischen Alltag hinter sich zu lassen, ist offenbar auch in Krisenzeiten groß. So groß, dass dafür in anderen Bereichen Abstriche gemacht würden, sagt GfK-Forscher Bürkl.“ – Quelle

Erholt sich das Konsumklima in Deutschland?

Laut GfK setzt das Konsumklima seine vorsichtige Erholung fort. Die Energiepreise sind moderater als erwartet ausgefallen und die Entlastungspakete der Bundesregierung führen spürbar zu einer positiveren Grundeinstellung bei den Bürgern. Der nun schon dritte Anstieg infolge zeigt Licht am Ende des Tunnels, auch wenn noch keine Entwarnung gegeben werden kann.

Tarifabschlüsse für 2023 tragen ebenfalls zur wieder steigenden Anschaffungsneigung bei. Onlinehändler können wieder auf Hoffnung umschalten und von einer weniger starken Belastung durch die konjunkturelle Entwicklung ausgehen. Grund für den positiven Ausblick ins Handelsjahr 2023 ist auch die anhaltend stabile Beschäftigungslage, die zu wenig Angst der Bürger vor Erwerbslosigkeit führt.

Nach wie vor gehen die deutschen Konsumenten laut GfK davon aus, dass wir auf dem Weg in eine Rezession sind. Sie dürfte jedoch weniger tief ausfallen als vor einigen Monaten noch befürchtet. Die Wirtschaftsexperten sehen insbesondere die bereits aufkeimenden Trends von Click & Collect, Livestream Shopping, Click & Meet und Metaverse als Wachstumstreiber in Zeiten der drohenden Rezession.

Wer sind die Gewinner der Krise?

Der Handelsverband Deutschland, HDE, hat in seinem Online Monitor 2022 in Zusammenarbeit mit der IFH Köln die Ergebnisse einer großen Studie vorgestellt. Darin zeigen sich die Gewinner der Krise, die auch 2023 von diesen positiven Signalen profitieren dürften. Während es vorwiegend bei den Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen sowie im Freizeitbereich laut HDE Einschränkungen der Konsumausgaben gab, ist die Branche der Online-Lebensmittel stark nachgefragt.

Lebensmittelbranche profitiert trotz hoher Preise

Laut dem Online Monitor 2022 hat sich Lebensmittelbranche 2021 gegenüber 2020 zwar um 35 % verlangsamt, ist aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie im Jahr vor der Pandemie 2019 mit 16 %. Der separate Bereich von Food Online könnte 35,3 % mehr Wachstum 2021 gegenüber 2020 verzeichnen. Fashion & Accessoires machten 2021 mit 20 Mrd. Euro 23,1 % des gesamten Onlinevolumens aus.

Weitere Gewinner aus den schwierigen Marktbedingungen waren die Consumer Electronics und Elektrogeräte. Diese Branche erreichte 2021 ein Marktvolumen von 20,7 Mrd. Euro, was einem Anteil am Gesamtvolumen Online von 23,9 % entsprach. Platz 3 und 4 gingen an die Branchen Freizeit & Hobby mit 14,7 % (12,8 Mrd. Euro) und FMCG mit 9,7 Mrd. Euro (11,2 %).

FMCG bedeutet Fast Moving Consumer Goods. Die Branche umfasst dabei Warengüter, die schnell ersetzt werden können, oder müssen. Es handelt sich oftmals um sogenannte Verbrauchsgüter. Diese Produkte sind durch eine schnelle Warenrotation gekennzeichnet, da sie oft nachgekauft werden müssen. Klassischerweise wird die Branche von FMCG in die Segmente Food und Nearfood aufgeteilt.

Der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel lag laut Statista bei 149 Mrd. Euro, weltweit angeführt wird der Markt vom US-amerikanischen Mondelez-Konzern, mit einem Umsatz von 26,6 Milliarden US-Dollar.

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Nischenstrategien statt Kostenführerschaft und Differenzierung

Klug handelnde Nischenanbieter können ebenfalls von den positiven Wachstumsmärkten profitieren, ohne dabei den Massenmärkten und Plattformen wie Amazon oder eBay folgen zu müssen.

Mit der Wettbewerbsmatrix nach Michael E. Porter können Händler festlegen, welche Strategie zu ihnen am besten passt. Die Kostenführerschaft steht für Amazon, eine Plattform, bei der die Preise in der Regel höher sind als außerhalb des Marktplatzes. Dafür erhält der Kunde jedoch einfache, schnelle und oftmals kostenlose Services.

Die Differenzierungsstrategie besticht durch besonders hohe Qualität und Produkte sowie Services mit spezifischen Merkmalen, die die Wettbewerber nicht aufweisen oder besitzen. Dafür wird ein höherer Preis berechnet, den die Kunden bereit sind, zu zahlen, da sie einen Mehrwert sehen. Beispielhaft für Unternehmen mit dieser Strategie können AEG oder Miele genannt werden.

Bei der Nischenstrategie, die auch als Fokussierung bezeichnet wird, geht es um die Konzentration auf bestimmte Kundensegmente, Produkte, geografische Märkte oder Dienstleistungsformen. Online-Händler, die dieser Strategie folgen, können sich dann für eine der beiden anderen einleitenden Strategien entscheiden, und zwar entweder für die Kosten- oder die Differenzierungsstrategie.

Nischen müssen aber nicht automatisch einzigartig sein. Es geht vielmehr um eine klar definierte, relativ kleine Zielgruppe, bei der es nur eine geringe Anzahl an Mitbewerbern und ein hohes Fachwissen in der Branche gibt.

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Quelle: sellerlogic.com

Welche Maßnahmen Online-Händler jetzt nutzen können

Im Bereich Lebensmittel ist das Marktpotenzial ungeachtet der Risiken ungeheuerlich groß. Das Unternehmen Gorillas visiert eine Zielmarke von etwa 30 Euro für den durchschnittlichen Bestellwert an. Investoren sind aber bei Online-Lieferdiensten trotz der guten Aussichten skeptisch und hinterfragen die Robustheit der Geschäftsmodelle tiefer als bisher.

Händler wissen längst, dass die Digitalisierung eine wichtige Rolle für ihren Erfolg spielt. Von der Kundenbetreuung über das Managen von Lagerbeständen bis zum Bestellen neuer Warenlieferungen stehen softwaregestützte Plattformen wie die ERP-Cloud von reybex zur Verfügung und legen den technologischen Grundstein, den es braucht, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Solche Plattformen werden zur zentralen und einzigen Wahrheit, was die Daten angeht, die in einem Unternehmen vorliegen oder anfallen. Die Daten bringen Wissen, und in Kombination mit gezielten Datenanalysen stellen ERP-Systeme eine extrem mächtige Waffe im Kampf um die Gunst der potenziellen Kundschaft dar.

Modulare Software-Architektur wie ein ERP-System kann mit einem verbesserten Kauferlebnis dazu verhelfen, auch in den kommenden Monaten und Jahren erfolgreich zu sein. Diese und andere Investitionen sollten zur Kostensenkung beitragen, eines der wesentlichen Erfolgskriterien für zukünftigen Erfolg.

Kosten lassen sich durch eine Vielzahl an Automatisierungen senken, beispielsweise in der Bestellabwicklung oder den Zahlungsabläufen. Auf jeden Fall sollten Online-Händler ihren Online-Shop intensiv weiterentwickeln, um das Einkaufserlebnis durch Produktabbildungen oder einer größeren Auswahl an Zahlungsmethoden nachhaltig zu verbessern.

Fazit: Die notwendige Basis liegt bei vielen Online-Händlern bereits vor. Damit diese aber auch in der Zukunft unter schwierigen Marktbedingungen für Mehrwert sorgt, müssen die Verantwortlichen Daten von Kunden, Lieferanten und Dienstleistungen sowie Produkten zusammentragen und in einen größeren Kontext setzen. Nur so lassen sich Zusammenhänge, Schwachstellen und Optimierungspotenziale erkennen.

Mit diesen Kenntnissen gestalten sie die Geschäftsprozesse effizienter und kurbeln den Umsatz an.