Recommerce: So nutzen Unternehmen das Second-Hand-Business für sich

Recommerce

Was ist Recommerce?

Das Recommerce entwickelt sich zum Mega-Trend und zunehmend zum Wirtschaftsfaktor einer ganzen Branche. Der Begriff bezeichnet den Handel mit gebrauchten Produkten, also ganz konkret dem Wiederverkauf von Retouren oder B-Ware. Es kann sich auch um Ausschuss oder Restposten handeln, die, wie die anderen auch, entweder offline oder online erworben werden können.

Die Nachhaltigkeitsdebatte der jüngsten Zeit verstärkt einerseits das Online-Geschäft, aber erfährt auf der anderen Seite auch Auswirkungen für ein eigentlich schon lange existierendes Geschäftsmodell. In einer Welt des Massenkonsums ist es unvermeidbar, sich früher oder später von Dingen wieder zu trennen. Doch anstatt diese einfach wegzuwerfen, hat sich das Modell Recommerce im Handel etabliert.

In der Praxis finden so viele Produkte auf Online-Plattformen wie eBay einen neuen Besitzer und damit die Chance auf einen längeren Produktlebenszyklus, der andernfalls im Müll oder beim Recycling endet. Ankaufsportale erfreuen sich reger Aufmerksamkeit und steigender Kundenzahlen. Die Anbieter kaufen Produkte auf und verkaufen diese wieder mit Gewinn. Der nachhaltige Trend zeigt sich bereits in über 40 Ankaufsportalen, in denen gebrauchte Gegenstände verkauft und wieder gekauft werden können.

Was sind die Vorteile von Recommerce?

Aus Sicht der Kunden steht primär der Aspekt der Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Aber auch der Preis darf hier nicht vernachlässigt werden, denn die gebrauchten Produkte werden viel günstiger angeboten als es beim Kauf von Neuware der Fall wäre. Hier eine Zusammenfassung der wesentlichen Vorteile von Recommerce aus Kundensicht:

  1. Recommerce ist umweltfreundlich und damit nachhaltig, denn der Recycling-Zyklus verlängert sich. Die Gegenstände reduzieren nicht direkt nach Konsum, sondern die Anzahl von Neuanschaffungen, indem sich der Lebenszyklus der Produkte ausweitet.
  2. Recommerce macht die Logistik effizienter, denn gebrauchte Gegenstände landen meist zusammen in einem Karton und das spart logistischen Aufwand.
  3. Recommerce spart Zeit beim Verkaufsprozess, denn die Produktangaben sind in verkürzter Form größtenteils völlig ausreichend. Auch das Hochladen von verschiedenen Fotos oder 3D-Ansichten ist beim Recommerce nicht so umfangreich wie bei Neuware.
  4. Recommerce ist eine sinnvolle Ergänzung zum regulären Geschäft, denn so bleiben Sie nicht auf Retouren oder Vorführgeräten sitzen. In allen Bereichen kann Recommerce lohnenswert sein, denn Händler, die ganzheitlich denken und neben dem Neuwarengeschäft auch den Kauf oder Verkauf gebrauchter Artikel ermöglichen, bieten ihren Kunden ein nachhaltiges und preiswertes Einkaufserlebnis.

Woher stammt der Trend Recommerce?

Manche sagen, in Deutschland sei die Telekom der Vorreiter für den noch sehr jungen Trend des Recommerce, der ursprünglich aus den USA stammt. 2003 bot die Telekom ihren Kunden an, für sie gebrauchte Mobiltelefone zu entsorgen. Inzwischen können Kunden gebrauchte Handys, Festnetzgeräte sowie Telekommunikationskabel einem umweltschonenden Recycling zuführen.

Das schont wertvolle Ressourcen wie Edelmetalle und damit die Umwelt. Ebenfalls über die Telekom können Kunden aber auch ihr gebrauchtes Handy oder Smartphone zu Geld machen, denn der Kommunikations-Dienstleister nimmt den Trend Recommercing bereits vollumfänglich auf.

Innerhalb weniger Minuten und mit dem Beantworten von nur 4 einfachen Fragen erhält der Kunde ein verbindliches Angebot. Das bringt ein paar extra Euro und schont die Umwelt, denn allein in Deutschland produzieren wir jedes Jahr über 2 Millionen Tonnen Elektromüll. Davon werden aber nur 700.000 Tonnen recycelt. Bitkom schätzt, dass deutschlandweit knapp 200 Millionen Handys ungenutzt herumliegen, und das bei etwas über 83 Millionen Einwohnern!

Ein Grund für den nach wie vor hohen Konsum mag der sein, dass sich die Preise für die Gebrauchtware aus Käufersicht häufig nicht lohnen. Doch die manchmal niedrigeren Preise als beim Privatverkauf, vorrangig bei teuren Produkten wie Smartphones und Tablets, führen am Ende dazu, dass ein neues Produkt weniger seinen Weg in den Handel findet.

Daher steht für viele Nutzer der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund. Hier findet derzeit ein Umdenken statt, damit unser Verhalten zu einer ressourcenschonenden Veränderung im Konsumverhalten der Menschen führt.

Welche Arten von Recommerce gibt es?

Aufgrund unserer Vorliebe für Konsum aller Art ist die Angebotsbreite beim Recommerce entsprechend aufgestellt. Besonders für die jüngere Zielgruppe spielt der Nachhaltigkeitsaspekt eine immer größere Rolle im Leben, denn laut einem eBay-Recommerce-Report kauften 81 % der befragten Kunden zwischen 18 und 24 Jahren weltweit bei eBay häufiger gebrauchte Waren als andere Altersklassen.

Hier die relevanten Arten für den Ankauf und Wiederverkauf gebrauchter Waren:

Der Refurbished-Handel umschreibt die Produkte, die vor dem Weiterverkauf aufgearbeitet werden müssen. In der Regel handelt es sich hierbei um Textilien, Elektronik oder Möbel und Dekorationen. Es sind Produkte mit Fehlern oder alte Dinge, die durch neue Farbe, neue Ersatzteile oder eine neue Nutzungsart wieder Leben eingehaucht bekommen. Häufig sind die Anbieter Personen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben oder einfach Spaß daran haben, mit Nähnadel, Pinsel oder Schraubenzieher an die Wiederaufbereitung zu gehen. Als professioneller Onlinehändler geht es beim Refurbishing um das Prüfen, Generalüberholen und Reinigen von Artikeln, um sie anschließend wieder in den Warenkreislauf zu bringen.

Retouren gibt es in vielen Bereichen, doch wollen wir als Beispiel die Möbelindustrie heranziehen. Der deutsche Möbelhandel hat unter der Pandemie deutlich mehr Umsatz gemacht. Ende September 2021 lagen die Auftragsbestände bei fast 13 Milliarden Euro und damit bei einem Plus im Vergleich zum Vorjahreswert von fast 20 %. Die gesamte Branche blickt also positiv in das neue Geschäftsjahr, trotz anhaltender Krise in vielen anderen Bereichen.

Auch dank der Vorgaben der EU zur Kreislaufwirtschaft verstärkt sich die Nachfrage nach Refurbished-Möbeln oder Möbeln zur Miete. Der Trend boomt, denn nicht jeder Kunde will gleich neue Möbel anschaffen oder sich jedes Jahr eine neue Küche gönnen. Die Konsumenten haben erkannt, dass es so nicht weitergehen kann.

Auch beim Handel mit Restposten zeigt sich das neue Bewusstsein für die Selbstwirksamkeit des eigenen Einkaufsverhaltens. Konsumenten verkaufen immer häufiger aktiv Produkte, die früher bestenfalls im Schrank verstaubt wären. Bei Restposten verhält es sich ähnlich, denn auch hier spielt der stationäre Handel kaum eine Rolle und die Endkunden profitieren von den günstigen Preisen. Auch viele reybex-Kunden nutzen Retouren und B-Ware für Ihren Recommerce. ebay eignet sich hier besonders als Marktplatz.

Die neue Marktsituation bringt aber auch Herausforderungen mit sich, denn Unternehmen müssen bei der Suche und dem Ankauf von Waren auch mit Risiken rechnen. Bei Restposten handelt es sich um Retouren, Überproduktionen, Rest- oder Sonderposten sowie Ausschussware. Die Nachfrage nach Markennamen steigt, der Konsument legt trotz Recommerce Wert auf Qualität. Das sollten Sie bei der Auswahl der Produkte unbedingt berücksichtigen.

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Welche Artikel eignen sich besonders für Recommerce?

Grundsätzlich sind Onlinehändler, die ins Recommerce Business einsteigen wollen, gut beraten, wenn sie die passenden Waren zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Menge und vor allem der richtigen Qualität ankaufen. Festhalten lässt sich, dass der Recommerce-Gedanken bei Verbrauchern vorrangig im Technikbereich angekommen ist. Auch der Gebrauchtwagenkauf hat sich seit vielen Jahren erfolgreich durchgesetzt, und auch dabei steht neben dem Kostenbewusstsein die Wiederverwendung im Zentrum des Geschäftsmodells.

Bei Büchern hingegen sieht es ganz anders aus, denn die Verbraucher wollen offenbar neue Produkte. Ebenso wie bei Schuhen und Kleidung, und das, obwohl die meisten Konsumenten gerne Dinge gebraucht kaufen, um Geld zu sparen. Aber es scheint offenbar Grenzen zu geben, auch wenn der Gebrauchtmarkt für Bücher und Schuhe natürlich ebenso ressourcenschonend ist, wie bei allen anderen Produktgruppen.

Hinsichtlich Textilien und Schuhen kann laut Statista.de das Unternehmen Momox nicht gerade von einer schwachen Zielgruppe sprechen, denn der Umsatz lag bei 312 Millionen Euro im Jahr 2020. Zu den beliebtesten Portalen für den Ankauf gebrauchter Ware gehört eBay bzw. eBay Kleinanzeigen, was den Trend verstärkt, dass Recommerce primär online stattfindet. Das Wuppertal Institut hat in Zusammenarbeit mit eBay Kleinanzeigen herausgefunden, dass durchschnittlich in deutschen Haushalten rund 1.300 Euro in Form von ungenutzten Dingen und verborgenen Schätzen lagern.

„In der Bevölkerung gibt es erkennbar eine große Bereitschaft, Produkte länger zu nutzen und damit Abfall zu vermeiden. Was wir aber brauchen, sind Strukturen, die das allen im Alltag einfacher ermöglichen“, sagt Dr. Henning Wilts, Studienkoordinator und Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut.

Dabei geht es vor allem um CDs, DVDs und Blu-Rays, doch bei den Befragten vom Land und der Vorstadt folgten Bücher direkt auf Platz 2 und erst dann Sammlerstücke und Antiquitäten. Während die einen es lieber aufbewahren, wollen die anderen erreichen, dass der Konsum heruntergeht. Die Generation Z steht dabei hauptsächlich auf Secondhand-Ware wie Kleidung, Handys, Computer und Videokonsolen.

Das soziale Recommerce

Recyle, Reuse und Repair unterstreichen den neuen anhaltenden Gedanken für mehr Nachhaltigkeit, auch beim Konsum. Obendrein können Luxusmarken wie Gucci oder Prada Verbraucher über die Secondhand-Plattform Rebelle erwerben, denn auch vor den Premiummarken macht Nachhaltigkeit kein Stopp. Doch dabei geht es nicht nur um preiswerte Mode im obersten Preissegment und dem Wunsch, diesen noch ein neues „Zuhause” zu suchen. Vielmehr sind Unternehmen am Recommerce interessiert, um in den Bilanzen nachweisen zu können, dass sie etwas für den Klimaschutz tun und unter anderem Sozialstandards einhalten.

Der Nachhaltigkeitsaspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist für Unternehmen zur Reputation geworden. Doch neben dem ökologischen und ökonomischen Aspekt ist auch die soziale Komponente von Nachhaltigkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Denn die soziale Nachhaltigkeit stützt sich auf gerechte, ethische und moralische Arbeitsverhältnisse. Konkret geht es also um menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit sowie die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit.

Mit Recommerce können unter anderem Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung oder Krankheit geschaffen werden. Auch Langzeitarbeitslose erhalten durch den anhaltenden Trend durch Recommerce eine Chance am Arbeitsmarkt. Gemeinnütziger Recommerce sorgt für eine umwelt- und sozialverträglich ausgestaltete Wertschöpfungskette. Das kann dadurch gelingen, dass Onlinehändler mit Unternehmen zusammenarbeiten, die Wert auf Wiedereingliederung legen oder die Schaffung von lokalen Arbeitsplätzen fördern.